Gebetbuch Jakobs IV. von Schottland
Große Hoffnungen waren europaweit an die Hochzeit zwischen dem schottischen König Jakob IV. (1473–1513) und der jungen englischen Königstochter Margaret Tudor (1489–1541) geknüpft: endlich Frieden für die beiden Nachbarländer! Das Hochzeitsgeschenk für seine Braut ist auf jeder Seite ein Liebesbeweis des (sonst notorisch untreuen) Königs: Beauftragt wurden die besten flämischen Künstler wie Gerard Horenbout (ca. 1465 – ca. 1541) und der Maximilian-Meister. Die lebendigen Bordüren voller farbenfroher Blumen, Blüten und Früchte mögen die zierliche Margaret fern von ihrer Heimat aufgeheitert haben; leuchtende Miniaturen zeigen auch schwierige Szenen wie etwa ein Begräbnis und können der Königin so später Kraft gegeben haben, als sie immer wieder am Grab ihrer Kinder stehen musste. Halbseitige Landschaftsbilder voller Harmonie boten ihr wie auch dem heutigen Betrachter Erholung beim Genuss dieses Meisterwerks der Gent-Brügger Schule!
Das Gebetbuch Jakobs IV. von Schottland
Das mittelalterliche Stundenbuch war ein sehr persönliches Buch. Ein hervorragendes Beispiel hierfür ist das Gebetbuch Jakobs IV. und seiner Gemahlin Margaret Tudor. Die Hochzeit des Königs der Schotten mit der Tochter des englischen Herrschers Heinrichs VII., die mit großen politischen Hoffnungen auf einen dauerhaften Frieden zwischen den beiden Ländern verknüpft war, wurde 1503 in Holyrood gefeiert. Unser Stundenbuch dürfte das Hochzeitsgeschenk des Bräutigams an die Braut gewesen sein. Wer auch immer den Auftrag zu diesem Werk gegeben haben mag, er hat die Anfertigung seines Geschenkes einem der führenden Buchmalerateliers jener Zeit übertragen.
65 Miniaturen von „Stars“ der Gent-Brügger Schule
Die Ausstattung wurde von Künstlern der Gent-Brügger Schule vorgenommen, die zu den bedeutendsten Vertretern der flämischen Buchkunst gehörten – Gerald Horenbout, Hofmaler der Generalstatthalterin der Niederlande, Margarete von Österreich, und der sog. Maximilians-Meister. Ihr Stil ist durch eine Perfektion in der Darstellung und eine überaus phantasievolle und reiche Ausgestaltung der Randleisten gekennzeichnet. Bereits das Kalendarium zeigt durch zwölf sensationelle halbseitengroße Landschaftsbilder atmosphärische Fernwirkung. Die Monatstage sind auf jeweils zwei gegenüberliegende Seiten aufgeteilt. Schrift und Bild werden durch gotische Maßwerkarchitektur gerahmt und gleichzeitig auch kompositorisch zusammengefasst. Den direkten Bezug zu den ersten Besitzern stellen die Stifterbilder dar, die König Jakob und seine Gemahlin zeigen.
Unglaublicher Detailreichtum
Die einzelnen Kapitel des Gebetbuchs werden von 65 ganzseitigen Miniaturen eingeleitet und begleitet, die in ihrem Detailreichtum einzigartig sind. Miniaturen- und Textseiten sind von Bordüren gerahmt, deren Blüten, Ranken und kleine Lebewesen einen erstaunlichen Naturalismus zeigen. Für die einzigartige Stellung des Gebetbuchs Jakobs IV. ist neben der geschichtlichen Bedeutung vor allem sein hoher kunsthistorischer Wert ausschlaggebend. Als eine der bedeutendsten Arbeiten entstand es in einer jener Werkstätten der Gent-Brügger Schule, in denen die flämische Buchmalerei ihre letzte Hochblüte erlebte.
Bibliotheknummer:
Typ:
Buch
Art:
Faksimile
Kommentarband:
ja
Zustand:
Sehr gut
Jahr:
1504
Herkunft:
Belgien
Sprache:
Latein
Genre:
Stundenbücher | Gebetbücher