Lorscher Rotulus
Als Träger liturgischer Texte bezeichnet, stellen die Schriftrollen einen in der karolingischen Zeit selten anzutreffenden Anachronismus dar: In der Spätantike hatten Manuskripte die über Jahrhunderte vorherrschenden Schriftrollen abgelöst. Da auch der Einsatz in der Liturgie größeres Geschick erforderte, machte seine Zwischenform das Buch von Anfang an zu einem Unikat – woraus sicherlich geschlossen werden kann, dass sein Inhalt hoch geschätzt wurde. Es ist aber auch ungewöhnlich, denn in Litanei und Liturgie werden insgesamt 534 Namen von Heiligen angerufen. Hervorgehoben wird auch ein mehrfarbiges geflochtenes Ornament, das die Locken über die gesamte Länge ziert. Auftrag für Lorscher Skriptorium und 9/3 Seit Jahrhunderten ist eine besondere Betonung des Heiligen Nazarius, des Ortsheiligen von Lorca, gewährleistet. Ein einzigartiges karolingisches Schriftdokument Mit Frau Rotulus Bart. 179 verfügen die Stadt Frankfurt und die Universitätsbibliothek über ein in jeder Hinsicht hervorragendes Dokument. Unabhängig von ihrer äußeren Form – sie ist die einzige erhaltene liturgische Schriftrolle aus karolingischer Zeit – sind die deutlich ungewöhnliche Litanei von 534 Heiligennamen und die feine Anordnung ihre auffälligsten Merkmale. Die Handschrift stammt aus dem 3. Viertel des 9. Jahrhunderts. Jahrhundert, ein Produkt des Lorscher Skriptoriums. Dieser Ursprung zeigt sich nicht nur in der Art hochdekorativer vielfarbiger Flechtornamente auf Pergamentrollen, sondern auch in der besonderen Hervorhebung in der Litanei des ortsansässigen Heiligen Nazarius von Lors. Diese dreispaltige Heiligenlinie mit goldenen und silbernen Buchstaben als Akzentelemente füllt die Vorderseite der Rota. Die vier hinteren Texte (Messe de Votive, Messe, Verzeichnis der Schätze und Bücher des Salvatorstifts, Frankfurt und Officium stellae) sind Anhänge aus der Mitte des 11. Jahrhunderts. Jahrhundert Die besondere Bedeutung dieser Handschrift für die Stadt Frankfurt wurde erstmals vor 1.200 Jahren im Jahr 1994 erwähnt, als der Deutsche Ludwig und seine Familie in der Litanei erwähnt wurden. Der König war Stifter des Salvator-/Bartholomäus-Stifts, und es ist denkbar, dass der Rotulus bereits zur Grundausstattung dieses „Familienklosters“ im karolingischen Schloss in Frankfurt gehörte. Jedenfalls erscheint es hinsichtlich Form, Inhalt und Ausführung plausibel, den Band dem Gebiet zuzuordnen, das dem karolingisch-ostfränkischen Reich am nächsten liegt.
Bibliotheknummer:
Typ:
Buch
Art:
Faksimile
Kommentarband:
ja
Limitierungsnummer:
980
Zustand:
Sehr gut
Jahr:
9-11 Jahrhundert
Herkunft:
Deutschland
Sprache:
Latein
Genre:
Heiligen-Legenden